Thema: Von Göttern, Geistern und Dämonen
Viele Menschen glauben heute, in unserer rationalen, weitgehend ernüchterten Welt, an Engel, Lichtwesen, Götter, Geister und Dämonen. Und wenn sie daran glauben, dann gibt es das für sie natürlich auch. Das ist die Macht des Glaubens.
Doch sind wir ja nicht allein auf der Welt, und auch wenn uns unser Glaube vorübergehend Trost und Kraft zu spenden vermag, sind wir auch Teil eines großen Ganzen, in dem wir eine Rolle spielen, die sich vollkommen harmonisch einfügen muss. Sonst ist unser Leid schon vorprogrammiert.
Daher sind die vielen Gläubigen, ob sie nun an Engel, Lichtwesen, Götter, Geister, Dämonen, Schamanismus, Macht, Geld oder was auch immer glauben, stets emsig bemüht, andere von ihrem Glauben zu überzeugen und Gleichgesinnte um sich zu scharen.
Das Gleiche trifft natürlich auch auf die Rationalität und die Wissenschaft zu, denn diese sind letztlich auch nichts weiter, als eine weit fortgeschrittene, hoch entwickelte Form von Glauben.
Vor vielen Jahren habe ich einmal in einem Buch von Carlos Castaneda den Hinweis gelesen, dass alle Erscheinungen, die in unserem Bewusstsein auftauchen, nicht die Wirklichkeit sind, sondern immer unser Interpretationssystem zwischengeschaltet ist.
Damals war mir die tatsächliche Tragweite dieser Erkenntnis nicht einmal annähernd bewusst. Doch inzwischen hat mir das Leben deutlich gezeigt, wie wahr sie ist.
Heute ist mir daher völlig klar, dass all die Abstrakten Wesen, an die so viele Menschen heute glauben, für sie wirklich existieren. Die Bewusstseinsebene, die sie für ihr Sein gewählt haben, ist eine eng begrenzte Plattform, die vollkommen durch ihr sozial geprägtes Interpretationssystem bestimmt ist.
Es ist die Matrix, das Gefängnis für ihren Geist, was sie um jeden Preis verteidigen, weil sie es für die einzig existierende Wirklichkeit halten.
Dahinter lauert das Furcht einflößende, unendliche Unbekannte, und das Einzige, was wir alle haben, um uns gegen die Auflösung, unser unausweichliches Ende als individuelles, materielles Wesen, als unser geliebtes Ich zu verteidigen, ist unser Interpretationssystem.
Dieses auf der einen Seite so segensreiche, beschützende Interpretationssystem ist auf der anderen Seite aber auch der Schleier, von dem fast alle Religionen und geistigen Lehren sprechen, der uns vom Paradies, von der Wirklichkeit trennt und eine Leben in einem dumpfen Traum führen lässt.
Für die Aboriginals in Australien ist unsere Welt daher Dreamtime, für die Hindus und Buddhisten Maya, für Rationalisten und Wissenschaftler die Realität - eine vom Verstand geschaffene Illusion, die Matrix, eine von der Wirklichkeit getrennte Ebene der subjektiven Interpretation.
Doch was ist dahinter? Wer hat die Neugier, den Mut und die Kraft, den Schleier zu lüften und einen Blick ins Unbekannte zu werfen? Oder sollten wir lieber die blaue Pille schlucken und uns weiter ohnmächtig durch das Auf und Ab unserer Scheinwelt treiben lassen? Oder gar im Traum noch weitere Traumebenen schaffen und uns immer tiefer in abstrakte Vorstellungen mit Engeln, Lichtwesen, Göttern, Geistern und Dämonen flüchten, die selbst mit dieser Welt nicht mehr viel zu tun haben?
Obwohl das eine Frage des persönlichen Geschmacks ist, unsere freie Entscheidung, gibt es doch so etwas wie eine spirituelle Verantwortung, derer man sich im Laufe des Lebens immer mehr bewusst werden kann.
Wir sind nicht nur hier her gekommen, um uns egozentrisch als Individuum zu verwirklichen, auch wenn das jedem Menschen entwicklungsbedingt eine unterschiedliche Zeit lang so erscheinen mag. Wir sind Teil eines unendlich großen Ganzen, in das wir uns harmonisch einfügen müssen, wenn wir hier, auf dieser Ebene des Seins, Glückseligkeit verwirklichen wollen.
Das Einzige, was uns bei all dem wirklich klar sein sollte ist, dass es unsere persönliche Entscheidung ist, welche Ebene wir wählen, und dass jede Ebene, egal, ob mythisch, magisch, religiös oder rational, eine begrenzte Ebene, ein mehr oder weniger enges Gefängnis für unseren Geist ist, ein winziger Bruchteil der Wirklichkeit.
Solange wir uns das immer wieder klar machen, dass wir bewusst und freiwillig die Begrenzungen der Ebene annehmen, die wir wählen, besteht kaum die Gefahr, dass wir uns darin verlieren und die Chance steigt, zu erkennen, wer wir wirklich sind und was wir hier überhaupt wollen.
Ansonsten schneiden wir uns von einem Teil unseres wahren Selbst ab, erzeugen eine innere Spaltung, die sich auch im Äußeren immer wieder durch Konflikte ausdrückt und programmieren unser so eigenes Leid und Elend.
So geraten wir unbewusst in Abhängigkeit, machen uns selbst zu Sklaven der Ebene, die wir gewählt haben, und werden immer tiefer hinein gezogen.
Und damit schaden wir auch allen anderen Menschen, dem großen Ganzen, ob uns das nun bewusst ist und gefällt, oder nicht. Das ist eben unsere spirituelle Verantwortung.
Lasst uns gemeinsam und bewusst eine bessere Welt schaffen, unsere Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen und integrieren, so dass sie sich widerspruchslos in unser gemeinsames Weltbild harmonisch einfügen. Das sind wir uns selbst und dem großen, ganzen Kosmos, der unsere Existenz überhaupt erst ermöglicht, schuldig!
Alles Liebe.