Thema: Wie eng zieht ihr eure Grenzen?
Man ist sich, zumindest auf der rationalen Ebene, weitgehend einig, dass wir Menschen so ziemlich die einzigen Wesen auf diesem wundervollen Planeten sind, die sich bis zur Fähigkeit der Selbstreflexion bzw. der Selbsterkenntnis entwickelt haben.
Dazu ist es notwendig, das Ich, das eigene Bewusstsein, das Selbst, als Objekt zu betrachten, was wiederum eine Abgrenzung zu allen anderen Objekten erfordert, die als nicht-Ich betrachtet werden.
Das bedeutet, um unseres Selbst bewusst zu werden, ziehen wir alle eine mehr oder weniger willkürliche Grenze quer durch den Kosmos, zwischen uns und der Welt da draußen.
Psychologische und soziale Forschungen haben gezeigt, dass diese Grenze sehr individuell ist, sich aber unter normalen Umständen im Laufe des Lebens in einem Prozess stetig erweitert, der in verschiedene Entwicklungsstufen unterteilt werden kann.
Kommt dieser Prozess zum erliegen, dann entstehen in der Regel pathologische Zustände, die zu verzerrten Selbstwahrnehmungen, einem gestörten Verhältnis zwischen Ich und Welt und Verhaltensstörungen führen. Kurz: es entsteht Leid.
Man kann diese Grenze des Ich, wie das wohl die Meisten Menschen in einer bestimmten Entwicklungsphase tun, im Inneren unseres Kopfes ziehen. Das ist völlig natürlich, da unser dominanter Sinn die Augen sind und wir uns folglich als das betrachten, was hinter den Augen ist.
Daher liegt auch die Assoziation des eigenen Bewusstseins mit dem Gehirn sehr nahe.
Das Problem dabei ist, dass man sich damit praktisch vom Rest des Körpers abschneidet und ihn dadurch vom Bestandteil des eigenen, lebendigen Wesens zu einer externen Funktionseinheit degradiert. Dass er einem das irgendwann anfängt übel zu nehmen, darf einem dann eigentlich nicht weiter verwundern.
Aber man kann diese Grenze auch zwischen sich und seinen Gefühlen ziehen, womit diese zu etwas von Außen in uns eindringendem werden. Auch das ist keine besonders kluge Entscheidung, denn damit gibt man die Verantwortung für die eigenen Gefühle ab und muss damit rechnen, ihnen gelegentlich hilflos ausgeliefert zu sein.
Auch immer wieder sehr beliebt ist es, zwischen sich und dem Verstand eine Grenze zu ziehen. Und sich dann darüber zu wundern, dass man immer wieder von denselben, manchmal einfach nur unsinnigen, manchmal aber auch wirklich quälenden Gedanken geplagt wird.
Das Grenzen ziehen geht dann immer so weiter, zwischen sich und der ganzen Welt, sich und den Anderen, der Familie und dem Rest der Welt, der sozialen Gruppe oder Schicht, der Region, der Religion, der Nation, der Ethnie, dem Kontinent, den Menschen, den Tieren (wenn man sich als Mensch dazu zählt), allen Lebewesen (wozu auch die Pflanzen zählen, was Vegetarier meist absolut nicht interessiert) auf der einen und dem ganzen Rest des Kosmos auf der anderen Seite.
Wie man leicht erkennen kann, lässt sich die Grenze des Ich, die persönliche Identifikation, bei entsprechender geistiger Beweglichkeit, bis auf den ganzen Kosmos ausdehnen, was letzten Endes auch unsere Bestimmung zu sein scheint. Denn wann immer wir über längere Zeit aufhören, unsere Grenzen weiter auszudehnen, werden wir auf die ein oder andere Art krank.
Eine Zeil lang fand ich das wirklich schade, denn ich hätte es mir doch so gerne in irgend einer netten Ecke des Kosmos gemütlich gemacht. Und wenn schon nicht in der uns allen gemeinsamen, materiellen Realität, dann doch wenigstens in meiner eigenen Traumwelt. Aber der kosmische GEIST lässt mich einfach nicht.
Heute bin ich natürlich äußerst dankbar dafür, denn die Ausdehnung meiner Grenzen über den Körper, ja, weit über unseren geliebten, wundervollen Planeten und das ganze Sonnensystem hinaus, hat mich zu Erkenntnissen geführt und so unglaublich berauschenden, erfüllenden Erfahrungen, die ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.
Und dennoch bin ich irgendwie auch ganz der Alte geblieben, habe dabei nicht den Boden unter den Füßen verloren und mich auch nicht in Nichts aufgelöst.
Heute bin ich tief verwurzelt in der ewigen Glückseligkeit, empfinde bei allem, was ich tue eine tiefe, innere Freude und fühle mich mit dem ganzen Kosmos verbunden. Nicht irgend einem Kosmos, sondern genau diesem, uns allen gemeinsamen Kosmos hier. Und auch, wenn ich traurig bin oder Schmerz empfinde.Das ändert absolut nichts an meinem Grundzustand.
So kann ich durchaus mitfühlen, wenn Menschen aus Angst oder Gier nach Macht und Besitz streben oder sich selbst und anderen Menschen Schmerz und Leid zufügen, ohne sie selbst, diese strahlend schönen, göttlichen Wesen dafür verurteilen zu müssen. Sie haben nur vorübergehend ihre Grenzen aus den Augen verloren oder noch nicht das Bewusstsein entwickelt, dass wir mit allem verbunden sind und nichts fürchten müssen.